Schon als Kind war Stefan von den alten Lokomotiven fasziniert und hat sich viel am Gelände der ÖGEG aufgehalten. „Damals war ich 13, mein Bruder 11 Jahre alt“, erinnert er sich. Anfangs durften sie bei Aufgaben wie dem Schmieren der Lok oder dem Bekohlen mithelfen. Später folgte die Arbeit mit einem Heizer, bis Stefan im Jahr 2000 schließlich seine Heizer- und Lokführerprüfung ablegte.
Die Bedeutung der Drehscheibe und die Leistung der Loks
Eine Dampflok hat eine begrenzte Geschwindigkeit beim Rückwärtsfahren – während sie vorwärts bis zu 80 km/h fahren kann, sind es rückwärts aufgrund eingeschränkter Sicht nur 60 km/h. Der Hauptnutzen der Drehscheibe bestand also darin, dass die Maschinen gewendet werden konnten. Apropos Geschwindigkeit: Die schnellste Lok der ÖGEG erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h und verfügt über eine Leistung von 3.000 PS. Zum Vergleich: Die moderne Taurus-Lok hat 10.000 PS
Der körperliche Einsatz hinter der Nostalgie
Besonders im Sommer kann es im Führerstand extrem heiß werden. Die Kombination aus glühender Kohle und der prallen Sonne lässt die Temperaturen schnell immens hoch werden. Im Winter wiederum wechselt man ständig zwischen extremer Hitze und Kälte, weshalb die Lokführer früher oft im Alter von 50 bis 55 Jahren pensioniert wurden, da sie unter anderem an Gicht erkrankten. „Auch heutzutage ist das nicht besonders angenehm, aber man gewöhnt sich daran“, so Frim.
Mehr als „nur" Zugfahrten
Wenn keine Sonderfahrten stattfinden, gibt es dennoch viel zu tun. „Die Arbeit hört nie auf“, sagt Stefan. Dazu gehört das Rasenmähen rund um das Bahngelände, das Dachdecken, das Herrichten der Waggons oder die Beschaffung von Ersatzteilen. Viele alte Lokomotiven sind heute nur noch Ersatzteilspender, da Originalteile oft nicht mehr verfügbar sind. Aktuell sind drei Dampflokomotiven bei der ÖGEG in Betrieb, während zwei weitere für zukünftige Einsätze restauriert werden. Eine Lok kann etwa zwölf Jahre genutzt werden, bevor sie eine aufwendige Hauptuntersuchung durchlaufen muss, die bis zu zwei Jahre dauern kann. Stefan verbringt durchschnittlich zwei Tage pro Woche in Ampflwang. Manche Kollegen reisen auch aus Linz oder Wien an und bleiben mehrere Tage am Stück, da vor Ort Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Ein Arbeitstag beginnt lange vor der Abfahrt
Ein Fahrtag startet für Stefan nicht erst am Morgen, sondern immer schon am Vortag. Die Lok muss mit Kohle und Wasser befüllt, geschmiert und überprüft werden. „Wenn eine Abfahrt um 8 Uhr morgens geplant ist, muss ich spätestens um Mitternacht die Lok anheizen“, erklärt er. Acht Stunden dauert es, bis sich genügend Druck im Kessel aufgebaut hat. Bevor die Dampflok angeheizt wird, wird überprüft, ob der Kessel dicht ist und genug Wasser vorhanden ist. Anschließend wird das Feuer in der Feuerbüchse mit ölgetränkten „Fetzen“ entzündet, danach werden Holz und später Kohle nachgelegt. Das Wasser wird zu Dampf und der Druck baut sich langsam auf. Während des gesamten Vorgangs muss der Heizer die Anlage ständig überwachen, da es keine automatische Kontrolle gibt. Falls Probleme auftreten, muss sofort reagiert werden – der Kessel bleibt nie unbeaufsichtigt
Kohle und Dampf
Die Dampflok 392er beispielsweise ist eine der über 100 in Ampflwang stationierten Maschinen. Auf einer Fahrt von Ampflwang nach Timelkam und retour werden bei durchschnittlicher Beladung so in etwa 400 Kilogramm Kohle und 4.000 Liter Wasser benötigt.
Das Zusammenspiel von Lokführer und Heizer
Während der Fahrt arbeiten Lokführer und Heizer eng zusammen. Der Lokführer ist für die Signale und die Steuerung der Lok verantwortlich, während der Heizer dafür sorgt, dass stets genügend Dampf und Wasser vorhanden sind. Auch wenn die Dampflok ein historisches Fahrzeug ist, gibt es moderne Sicherheitsvorkehrungen. „Unsere Loks sind mit Zugfunk ausgestattet, sodass bei einem überfahrenen roten Signal der Zug sofort eingebremst wird“, erklärt Stefan. Dennoch bleibt das Fahren selbst unverändert: „Der Antrieb funktioniert noch genauso wie vor hundert Jahren.
Dank des Engagements der ehrenamtlichen Mitarbeiter bleibt die Tradition dieser beeindruckenden Maschinen lebendig. So sorgen sie dafür, dass die Faszination für Dampflokomotiven auch künftige Generationen begeistert.
Mehr Infos über die Arbeit von Stefan sowie dem Lokpark Ampflwang findet ihr unter:
Lokpark Ampflwang
Bahnhofstraße 29
4843 Ampflwang
+43 664 50 87 664
office@oegeg.at